Auf Polarlichtjagd in Island

Seit langem war es ein Traum von uns, einmal Polarlichter mit eigenen Augen zu sehen. Die besten Chancen dafür bieten sich bei hoher Sonnenaktivität. Die Aktivität der Sonne schwankt in einem etwa 11-jährigen Zyklus und hatte 2020 ihr Aktivitätsminimum erreicht. Seitdem steigt die Aktivität wieder und wir konnten das Unternehmen „Polarlichtjagd“ wieder in Angriff nehmen.

Neben dem Zeitpunkt kommt es auch auf den richtigen Ort an. Polarlichter lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nämlich nur in der Nähe des Polarkreises beobachten. Der Norden Schwedens, Norwegens oder Finnlands wäre dafür auch in Frage gekommen. Da wir Island allerdings sowieso auf der Liste unserer potentiellen Reiseziele stehen hatten, entscheiden wir uns für die Insel im Nordatlantik.

Am ersten Samstag in den Herbstferien 2022 geht es nun los. Wir fliegen von Frankfurt nach Keflavik und kommen erst nach Mitternacht Ortszeit an. Nachdem wir im Sturm unter erschwerten Bedingungen unseren Mietwagen suchen müssen, brauchen wir danach zumindest nicht mehr weit fahren. Die Nacht verbringen wir nur wenige Kilometer vom Flughafen im Ravens BnB. In dem gemütlichen kleinen Gasthaus können wir mitten in der Nacht noch einchecken und am nächsten Tag auch ausschlafen. Viel Schlaf bekommen wir allerdings nicht, denn draußen pfeift der Wind.

Fagradalsfjall Lavafeld
Fagradalsfjall Lavafeld vom Ausbruch 2022

Am nächsten Tag stehen uns 4 Stunden Fahrt in den Ort Kirkjubæjarklaustur bevor. In der sehr dünn besiedelten Region erwarten wir wenig Streulicht und damit besonders gute Bedingungen für Polarlichter. Auf dem Weg müssen wir noch einkaufen und machen einen Zwischenstopp an den Lavafeldern des Fagradalsfjall. Der Vulkan war wenige Wochen zuvor ausgebrochen. Die erstarrten, aber immer noch etwas dampfenden Lavaströme bieten einen beeindruckenden Anblick.

Lenticulariswolken an der Südküste.
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Die ersten Polarlichter

Wir verbringen vier Nächte im Gästehaus Eaglerock. Da wir zusammen mit einer befreundeten Familie unterwegs sind, brauchen wir viel Platz und da gibt es in der dünn besiedelten Region nicht sehr viel Auswahl. Die Unterkunft liegt auf einer leichten Anhöhe, wodurch man einen tollen Rundumblick hat. Als wir ankommen ist es allerdings schon dunkel und als wir gerade beim Abendessen sind, bekommen wir eine Nachricht von unseren Vermietern, dass Polarlichter zu sehen seien. Wir springen sofort auf und rennen nach draußen – und sind erst mal verwundert. Die Polarlichter sind deutlich zu sehen, aber sie wirken eher weißlich bis grau, statt grün. Fotografiert man sie aber, sehen sie leuchtend grün aus.

Unsere ersten Polarlichter.

Später erfahren wir, dass das fast immer so ist. Die Augen können in der Dunkelheit Farben fast nicht erkennen. Erst wenn sich die Augen komplett an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann man ein grünliches Schimmern wahrnehmen. Richtig gut sieht man die Farben wohl nur bei sehr starken Sonnenstürmen. Trotzdem sind wir total begeistert von unseren ersten Polarlichtern

Wasser und Eis

Etwa eine Stunde entfernt von unserer Unterkunft liegt der Vatnajökull, der größte Gletscher Islands. Er hat mehrere Ausläufer und gut zu erreichen ist der Svínafellsjökull. Hier schaffen wir etwas, was uns weder in Neuseeland, noch am Perito Moreno Gletscher in Argentinien vergönnt war. Wir können bis ans Eis heran kommen. Das gefällt besonders den Kindern sehr gut. Vor allem aber auch aus der Luft, mit der Drohne, bietet der Gletscher einen sehr schönen Anblick.

Wir haben noch nicht genug vom Eis und fahren weiter nach Süden zum Diamond Beach. Hier treiben Bruchstücke von Eisbergen aus einer Gletscherlagune ins Meer und werden von den Wellen wieder an den Strand gespült. Dort bieten die kristallklaren Eisbrocken im schwarzen Vulkansand einen tollen Anblick.

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Der Svínafellsjökull, ein sehr schöner Gletscher.

Ganz in der Nähe von Kirkjubæjarklaustur liegt die Fjaðrárgljúfur -Schlucht. Hier führt ein Wanderweg oberhalb der Schlucht entlang zu mehreren Aussichtspunkten. Die Schlucht ist wirklich sehr schön, allerdings auch kein Geheimtipp, so dass hier auch in der Nebensaison ein recht großer Andrang herrscht. Abends sehen wir erneut Polarlichter, allerdings nicht ganz so beeindruckend, wie am ersten Abend.

Fjaðrárgljúfur -Schlucht

In Island gibt es unzählige Wasserfälle und so müssen wir natürlich auch noch einen Wasserfall anschauen. Wir fahren zurück Richtung Vatnajökull und wandern bei schönstem Sonnenschein zum Svartifoss. Der Wasserfall ist weder besonders hoch, noch führt er besonders viel Wasser. Die ihn umgebenen Basaltsäulen machen ihn aber zu einem echten Hingucker.

Der Svartivoss
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Zum Geysir und Gulfoss

Wir wechseln die Unterkunft und fahren wieder Richtung Westen. Unsere Unterkunft liegt in der Nähe des kleinen Ortes Reykholt í Biskupstungum. Als Highlight gibt es hier einen Hot Pool, der von einer heißen Quelle gespeist, fortwährend mit warmem Wasser versorgt wird.

Wir besuchen den Geysir und danach den Gulfoss-Wasserfall, welche beide nicht weit entfernt von unserer Unterkunft liegen. Der ursprüngliche Geysir ist leider seit einigen Jahren versiegt. Dafür bricht alle Paar Minuten der Strokkur aus, der auch schon ganz ordentliche Höhen erreicht.

Der Gulfoss gehört definitiv auch zum Pflichtprogramm in Island. Die donnernden und tosenden Wassermassen muss man gesehen haben. Wir hatten außerdem das Glück, dass die tiefstehende Sonne für einen Regenbogen in der Gischt sorgte.

Überhaupt hatten wir auf dieser Reise wirklich großes Glück mit dem Wetter. Nach dem Sturm zu Beginn, waren uns erstmal sechs Tage mit größtenteils sonnigem Wetter vergönnt.

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Viele Touristen am Geysir.

Ein weitere Ausflug führt uns in den Thingvellir-Nationalpark. Hier kann man einige historische Stätten der ersten Einwohner Islands besichtigen. Darüber hinaus führt hier die Plattengrenze zwischen der Eurasischen und Nordamerikanischen Platte hindurch. Daher ist die Landschaft von kilometerlangen Rissen durchzogen.

Einer der für uns schönsten Plätze dieser Reise befindet sich etwas nördlich des Vulkans Hekla. Die Gjáin genannte Flusslandschaft liegt wie eine grüne Oase in der kargen, wüstenähnlichen Gegend. Die Felsen, zwei kleine Wasserfälle, Teiche und sich verzweigende Wasserläufe bilden mit Sträuchern, Gräsern und Moosen ein idyllisches Gesamtkunstwerk. Zudem ist der etwas abgelegene Ort nicht sehr stark besucht. Wer in der Gegend ist, sollte hier auf jeden Fall vorbei schauen.

Gjáin – eine Oase in karger Landschaft,

Der schönste Polarlichtmoment

Am letzten Abend hier erwarten wir gar nicht, viele Polarlichter zu sehen, denn der Himmel ist zunächst bewölkt. Doch am Abend reißen die Wolken auf und plötzlich bildet sich ein Polarlichtband direkt über uns. Unsere Töchter und Verena sitzen in diesem Moment im Hot Pool und können nun aus dem warmen Wasser heraus das Schauspiel genießen. Ein epischer Moment.

Polarlichter bei leichtem Frost im Hot Pool. Besser geht's nicht.
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Zum Abschluss an die Westküste

Die letzte Etappe unserer Reise führt uns an die Westküste in eine kleine Feriensiedlung bei Borganes. Hier haben wir ein gemütliches kleines Häuschen mit einem fantastischen Blick über die Küstenebene.

Von hier aus machen wir eine Tagestour auf die Halbinsel Snæfellsnes. Wir besuchen die sehr enge Schlucht Rauðfeldsgjá. Danach fahren zu dem berühmten Fotospot am Kirkjufell. Leider ist es heute sehr bewölkt, so dass das Licht nicht optimal für ein schönes Foto ist. Einen komplett sonnigen Islandurlaub kann man nun aber wirklich nicht erwarten.

Die Polarlichter enttäuschen uns allerdings nicht. Auch am letzten Abend unserer Reise zeigen sie sich wieder. So haben wir einen gelungenen Abschluss.

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Schneebedeckte Berge im Westen Islands.

Noch sind wir allerdings nicht zu Hause. Auf der etwa 10 km langen Schotterstraße, die von unserer Unterkunft weg führt, erleiden wir einen Reifenschaden. Nun müssen wir erst mal wieder das ganze Gepäck ausladen um an den Ersatzreifen zu kommen und dann den Reifen zu wechseln. Zum Glück klappt das problemlos und wir schaffen es noch rechtzeitig zum Flughafen.

Sonnenuntergang über der Nordsee auf dem Rückflug.

So können wir am Ende ein durchweg positives Fazit ziehen. Island war ein tolles Reiseziel, dass sich nicht nur für die Polarlichtjagd lohnt.

Weitere Bilder unserer Reise finden sich in diesem Video.

Unsere Unterkünfte

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