Wie wir für 8 km zwei Stunden brauchten
Wir waren in Mawsynram, neben Cherrapunji/Sohra der nasseste Ort der Erde. Wir waren dort spät angekommen und freuten uns auf einen gemütlichen Tag mit Besichtigung der lokalen Wetterstation und ohne große Autofahrt. Es sollte jedoch anders kommen.
Generalstreik als Protest gegen ein Gesetz
Nach dem Aufstehen erhielten wir die Nachricht, dass es am folgenden Tag nicht möglich sein würde, nach Shillong zu fahren. Aufgrund eines „bandh“, einer Art Generalstreik, würden keine Autos auf den Straßen unterwegs sein dürfen. Auch Geschäfte blieben geschlossen.
Da wir in Shillong allerdings einen Ruhetag brauchten um Wäsche zu waschen und damit Verena in Ruhe arbeiten konnte, entschieden wir uns, direkt an diesem Tag schon nach Shillong zu fahren.
Grund für den Streik
Als Grund für den bandh wurde der Protest gegen das „Citizenship Amandmend Bill (CAB)“ angegeben. Dieses Gesetz soll die Einwanderung aus Nachbarländern nach Indien für bestimmte Volksgruppen erleichtern. In Meghalaya fürchtet man, dass dies vor allem eine starke Zuwanderung aus Bangladesch zur Folge hätte. Das indigene Volk der Khasi fürchtet, dadurch in ihrem Bundestaat Meghalaya langfristig zur Minderheit zu werden. Hierbei spielen auch religiöse Gesichtspunkte eine Rolle, da die Khasi mehrheitlich Christen sind, während die Einwanderer in erster Linie Hindus wären.
Weitere Infos gibt es bei wikipedia (engl.).
Die Fahrt nach Shillong
Bevor wir nach Shillong fahren konnten, wollten wir aber noch in Mawsynram die Wetterstation aufsuchen und dort einige Videoaufnahmen und einen Facebook-Live Bericht machen. Dafür brauchten wir einige Stunden, sodass wir erst gegen 13:45 Uhr Richtung Shillong aufbrechen konnten. Die Fahrt sollte etwas mehr als zwei Stunden dauern, es waren 78 km zurückzulegen. Wir machten noch einen kurzen Stopp, um die an den Steilhängen aufsteigenden Wolken zu bewundern und später, um noch etwas einzukaufen. Wir kamen aber gut voran und waren optimistisch, gegen 16:30 Uhr unser Ziel zu erreichen.
Nichts geht mehr
Doch dann, als es nur noch 12 km waren, stoppte der Verkehr plötzlich. Von nun an ging es nur noch im Schneckentempo voran. Auf mehrere Minuten Stillstand folgte eine kurze Phase, in der man im Schritttempo einige Meter vorankam. Neidisch blickten wir immer wieder auf die vielen Motorradfahrer, die sich auf dem Mittelstreifen am Stau vorbei quetschten. Es ging quälend langsam voran. Als die Sonne schon untergegangen war, erreichten wir zumindest endlich die erste große Kreuzung, an der die Straße nach Guwahati abzweigt. Ampeln gibt es hier, wie auch in der ganzen restlichen Stadt, keine. Polizisten regeln den Verkehr.
Hier hat also eine Kreuzung einen Rückstau von über vier Kilometern verursacht, Symptom des stark wachsenden Autoverkehrs in Indien.
Es ging nun etwas schneller voran, doch an einer weiteren Kreuzung wurde es schließlich völlig chaotisch. Zwei Fahrspuren von links und zwei von rechts mussten sich in Linksabbieger, Geradeaus Fahrer und Rechtsabbieger umsortieren, dazwischen noch die unzähligen Motorradfahrer. Es war wortwörtlich ein Kampf um jeden Zentimeter.
Um kurz vor 19 Uhr waren wir zumindest fast am Ziel. Für die letzten 8 km hatten wir zwei Stunden gebraucht. Nun aber scheiterten wir an der, wegen Bauarbeiten geänderten, Verkehrsführung, die google nicht kannte. Zum Glück kam uns nun aber die Vermieterin unserer Unterkunft zu Hilfe und führte uns mit ihrem Auto zum Ziel, sechs Stunden nach unserer Abfahrt in Mawsynram.
Update
Aufgrund der Proteste gibt es bis 12. Dezember 19 Uhr kein mobiles Internet in Assam und damit auch nicht in Guwahati. Außerdem wurde eine Ausgangssperre verhängt. Morgen müssen wir zurück nach Guwahati fahren. Mal sehen ob wir uns von dort melden können.