Wo sind die nassesten Orte der Erde bzw. welche Wetterstation registriert die höchste Regenmenge? Das herauszufinden war unsere größte Herausforderung vor der Wetterweltreise. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Datennetze. Dann hängt auch viel davon ab, welche Wetterstationen und welchen Zeitraum man zugrunde legt. Wie viele Datenlücken kann man dabei noch akzeptieren?
Die offiziell nassesten Orte der Erde
Hier zunächst einmal das, was die World Meteorological Organization (WMO) offiziell sagt:
Weltweite Regenrekorde laut WMO | |||
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Höchster durchschnittlicher Jahresniederschlag | 12440 | Mawsynram/Indien | 1971-2000 |
Höchster Niederschlag in 12 Monaten | 26470 | Sohra/Indien | Juli 1860-1861 |
Höchster Niederschlag in 72 Stunden | 3930 | Cratère Commerson/La Réunion | 24-26.02.2007 |
Höchster Niederschlag in 48 Stunden | 2493 | Cherrapunji/Indien | 15-16.06.1995 |
Höchster Niederschlag in 24 Stunden | 1825 | Foc-Foc/La Réunion | 7-8.01.1966 |
Angabe jweils in Liter pro Quadratmeter. Quelle: https://wmo.asu.edu
Regenrekorde laut WMO für die Kontinente | |||
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Asien | 12440 | Mawsynram/Indien | 1971-2000 |
Südwestpazifik | 11640 | Mt. Waialeale/Hawaii | 30 Jahre |
Afrika | 10287 | Debundscha/Kamerun | 32 Jahre |
Australien | 8034 | Bellenden Ker/Queensland | 34 Jahre |
Nordamerika | 7000 | Henderson Lake/USA | 1923-1935; 1998-2000 |
Europa | 4593 | Crkvice/Montenegro | 1961-1990 |
Antarktis | ~800 | Küste West/Ostantarktis | Juli 1996–Juni 1999 |
Durchschnittliche jährliche Niederschlagssumme jeweils in Liter pro Quadratmeter. Quelle: https://wmo.asu.edu
Top 10 – Die nassesten Orte der Erde
Hier die zehn nassesten Orte der Welt. Die Daten beruhen auf unserer eigenen Recherche. Die WMO führt dazu keine Liste, zudem haben wir manche Niederschlagssummen um die aktuellen Daten ergänzt. Die Quellen sind unter der Tabelle aufgelistet.
Weiter unten haben wir nähere Infos zu den Orten und den Niederschlagsdaten. Bei den Daten besteht keine Gewähr auf Vollständigkeit, sie sind aber nach bestem Wissen und Gewissen mit langer Recherche gefunden worden. Sehr hilfreich fanden wir die Ausführungen des amerikanischen Meteorologen Christopher C. Burt, mit dem wir auch per Email in Kontakt waren.
Die zehn nassesten Orte der Erde | ||||
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1 | 12440 | Mawsynram/Indien | 1971-2000 | [7] |
2 | 11740 | Sohra/Indien | 1971-2000 | [7] |
3 | 11560 | Tutunendo/Kolumbien | 1981-2010 | [2] |
4 | 11431 | Cropp at Waterfall/Neuseeland | 1982-2010 | [3] |
5 | 11160 | Debundscha/Kamerun | 1960-1980 | [4] |
6 | 10199 | Big Bog/Hawaii | 1992-2019 | [5] |
7 | 10004 | Mt. Waialeale/Hawaii | 1950-2019 | [5] |
8 | 9293 | Kukui/Hawaii | 1928-2019 | [5] |
9 | 8990 | Quibdo/Kolumbien | 29 Jahre | [1] |
10 | 8121 | Bellenden Ker/Australien | 1973-2019 | [6] |
- [1] https://wmo.asu.edu
- [2] Instituto Meteorológico IDEAM
- [3] National Institute of Water & Atmospheric Research Ltd (NIWA); Datenlücken!
- [4] Atmosphere, Weather an Climate, Roger G. Barry
- [5] Giambelluca, T.W., Q. Chen, A.G. Frazier, J.P. Price, Y.-L. Chen, P.-S. Chu, J.K. Eischeid, and D.M. Delparte, 2013: Online Rainfall Atlas of Hawai‘i. Bull. Amer. Meteor. Soc. 94, 313-316, doi: 10.1175/BAMS-D-11-00228.1.
- [6] http://www.bom.gov.au Datenlücken!
- [7] Regional Meteorological Centre Guwahati
Hier eine interaktive Karte mit den nassesten Wetterstationen weltweit:
wettestplaces
1 Mawsynram/Indien
Mawsynram als nassester Ort der Erde war eines der ersten Ziele unserer Wetterweltreise. In obigen Video zeigen wir Eindrücke vom kleinen Ort im indischen Bundesstaat Meghalaya, nördlich von Bangladesch. In einem ausführlichen Beitrag “Mawsynram, der nasseste Ort der Erde” berichten wir, wie beschwerlich es war den Ort zu erreichen und die Wetterstation zu finden.
Diese wird nicht vom Indischen Wetterdienst, sondern von der dortigen Wasserbehörde betrieben. Das Regional Meteorological Centre Guwahati hat uns folgenden Jahresniederschlag für Mawsynram mitgeteilt:
Jahresniederschlag | Zeitraum |
---|---|
12440 l/m² | 1971-2000 |
Wie in unsererem Beitrag Das Klima in Indien erläutert, regnet es dort vor allem während der Monsunzeit, weil sich die Regenwolken am nördich gelegenen Himalaya stauen. Etwa 90 Prozent des Jahresniederschlags fallen in nur sechs Monaten! Zum Vergleich: In Berlin sind es knapp 600 Liter aufs ganze Jahr verteilt.
Bei den indischen Behörden haben wir erfolglos versucht an jährliche Daten zur Station zu gelangen. Als wir vor Ort waren, durften wir uns aber durch die unzähligen Stapel von täglichen Regenmessungen durchwühlen (zumindest solange, bis unsere Kinder ungeduldig wurden). Dort war allein am 13. und 14. August 2018 eine Niederschlagssumme von mehr als 1000 Liter pro Quadratmeter eingetragen. Das ist deutlich mehr als bei den meisten von uns in einem ganzen Jahr fällt.
Im Netz kursieren die Daten obiger Klimatabelle. Demnach läge das Klimamittel von 1981-2010 bei 13265 Liter pro Quadratmeter, also noch deutlich höher als das zwischen 1971-2000 und noch deutlich höher als der offizielle Wert der WMO.
Unvorstellbar und nahe an den Rekord von Sohra (Cherrapunji) herankommend wären die Regenmengen aus den Jahren 1984 und 1985, wo rund 26.000 Liter auf den Quadratmeter gefallen sein sollen.
2 Sohra/Indien
Der Ort Cherrapunji (bei den Einheimischen Sohra genannt) liegt ähnlich wie Mawsynram im nordostindischen Bundesstaat Meghalaya an der Grenze zu Bangladesch. Beide Orte sind nur etwa 15 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Wir sind auf unserer Wetterweltreise von Sohra nach Mawsynram mit dem Auto über holprige Straßen gefahren und waren trotz der 15 Kilomter Luftlinie einen ganzen Tag unterwegs. Bemerkenswert fanden wir, dass die Gegend rund um den Ort überhaupt nicht den Eindruck vom nassesten Ort der Erde macht, wie wir in unserem ausführlichen Beitrag bei WetterOnline zeigen. Es ist kein Wunder in der Trockenzeit, aber durch das durchlässige Karstgestein sieht es wohl auch in der Regenzeit nicht so viel anders aus.
In Sohra konnten wir die vom indischen Wetterdienst betriebene Wetterstation besuchen und unsere Kollegen treffen, die uns sehr herzlich aufgenommen haben. Die Wetterstation macht eine professionelen Eindruck. Die Regenmenge wird automatisiert mit einer Regenwippe gemessen, aber nach wie vor auch per Hand. Die Station liefert bis weit in die Vergangenheit Daten und weist (im Gegensatz zu Mawsynram) kaum Datenlücken auf.
Die knapp 12.000 Einwohner zählende Stadt stellt laut WMO gleich mehrere Rekorde auf:
- Höchster Niederschlag in 12 Monaten ( 26470 l/m²)
- Höchster Niederschlag in 48 Stunden ( 2493 l/m²)
Nur der jährliche durchschnittliche Niederschlag wird von Mawsynram überboten. Wir konnten vor Ort Tabellen zum Jahersniederschlag einsehen. Demnach sind im Jahre 1974 rund 22 760 Liter pro Quadratmeter gefallen. Folgende Daten zum durchschnittlichen Jahresniederschlag haben wir recherchiert:
Jahresniederschlag | Zeitraum | Quelle |
---|---|---|
12180 l/m² | 1971-1990 | National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) |
11857 l/m² | 1981-2010 | Regional Meteorological Centre Guwahati |
11740 l/m² | 1971-2000 | Regional Meteorological Centre Guwahati |
11052 l/m² | 1902-2000 | India Meteorological Department (IMD) |
Klimadiagramm von Cherrapunji
Die monatliche Verteilung der Niederschlagsdaten für Cherrapunji zeigt deutlich die Monsunzeit. So fallen von April bis September mehr als 90 Prozent des Niederschlags. Das sind mehr als 10.000 Liter in sechs Monaten.
Diese jährlichen Niederschlagsdaten gibt die Internetseite www.cherrapunjee.com an. Wir haben diese mit anderen im Netz und einzelnen offiziellen Daten abgeglichen. Demnach dürften diese weitestgehend stimmen.
Auffällig ist der große Unterschied zu den Daten von Mawsynram in den Jahren 1984 und 1985. Laut Daten im Netz sollen in Mawsynram um 25.000 Liter im Jahr gefallen sein, in Cherrapunji sind es hingegen „nur“ knapp 12.000 bzw. 17.000 Liter pro Quadratmeter. Das wäre schon ein enormer Unterschied zwischen beiden Stationen bei einer Entfernung von 15 Kilometer Luftlinie. Wir zweifeln aber eher die Daten von Mawsynram an.
3 Tutunendo und Puerto Lopez /Kolumbien
Der Ort Tutunendo liegt nahe der Westküste Kolumbiens und ist umgeben von einem Regenwald. Viele Kolumbianer verbringen ihren Urlaub in der Region. Von 1981 bis 2010 wurden laut aktuellen Daten vom kolumbianischen Wetterdienst 11560 Liter auf den Quadratmeter gemessen.
In der Region gibt es noch andere interessante Wetterstationen, so registrierte die Station Puerto Lopez von 1981 bis 2010 sogar 13068 Liter pro Quadratmeter. Mit diesem Wert könnte Puerto Lopez die Station Mawsynram als nassesten Ort der Erde ablösen. Allerdings fehlen wohl mehrere Monate. Die WMO hat nach eigener Recherche die Stationsdaten nicht anerkannt. Folgendes wurde in einem Bericht im Jahre 2014 dazu veröffentlicht:
The committee recommended (and the WMO Rapporteurs accepted) to not accept at this time the Puerto Lopez extreme as “highest annually averaged precipitation” extreme. This is based on the assessment that the Puerto Lopez location did not meet WMO guidelines for establishment of a 30-year normal for the period 1981-2009.
Daher haben wir die Station in unserer Tabelle nicht aufgelistet. Es könnte aber gut sein, dass Puerto Lopez in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnt. Interessant ist in Kolumbien auch noch die Station Concha La in der Nähe von Puerto Lopez. Diese hat in den vergangenen Jahren noch mehr an Niederschlag registriert. Wir wissen allerdings nicht, ob die Daten WMO-konform gewonnen werden.
4 Cropp at Waterfall/Neuseeland
Die Station Cropp at Waterfall befindet sich auf 975 Höhenmeter an der Westküste der Südinsel. Diese ist prädestiniert für kräftige Niederschläge. Mehr dazu im Beitrag “Das Klima von Neuseeland“. Die Station Cropp at Waterfall ist keine offizielle WMO Station und wird vom Hydrologischen Dienst Neuseelands betrieben. Auf unserer Wetterweltreise haben wir einen abenteuerlichen Wanderweg in die nassesten Region Neuseelands entdeckt.
Die Station hat am 25/26. März 2019 mit 1086 Liter pro Quadratmeter einen neuen neuseeländischen Rekord aufgestellt. In der Region gab es heftige Überschwemmungen. Am Waiho River wurde sogar eine Brücke von den Fluten mitgerissen.
Daten exisieren erst seit Juli 1982, der Datensatz hat zwischendurch immer größere Lücken. Von 2001 bis 2010 ist er jedoch komplett. Die jährliche Regensumme liegt bei 10909 Liter pro Quadratmeter. Mittelt man über den Zeitraum von 1982 bis 2010, so sind es 11431 Liter pro Quadratmeter.
5 Debundscha/Kamerun
Afrika und Regen? Das ist in Debundscha in Kamerun kein Widerspruch. Der Ort liegt am Fuße des rund 4000 Meter hohen Mount Cameroon nahe am südatlantischen Ozean. Von dort zieht feuchtwarme Luft ins Land, die sich am Mount Cameroon staut und abregnet. Laut WMO fallen über einen Zeitraum von 32 Jahren 10299 Liter pro Quadratmeter (wobei der genaue Zeitraum nicht angegeben wird). Laut einem Buch (Atmosphere, Weather an Climate, Roger G. Barry) sind es 11160 Liter pro Quadratmeter von 1960-1980.
Aufzeichnungen einer weiteren Station auf der vorgelagerten Insel Bioko zeigen sogar noch etwas mehr Niederschlag, allerdings liegen von der Station wohl nur Messungen aus sieben Jahren zwischen 1930 bis 1940 vor.
6-8 Hawaii
Gleich mehrere Wetterstationen mit Regenmengen um 10000 Liter pro Quadratmeter befinden sich auf Hawaii. Passatwinde aus Nordosten treiben die feuchtwarme Luft des Pazifischen Ozeans an die Ostküste der Inseln. An den Steilhängen regnet sie sich ab, auf der Leeseite der Gebirge kommt dagegen kaum etwas an.
Kräftig regnet es auf Hawaii auch während Winterstürme zwischen Oktober und April. Beides zusammen, die feuchten Passatwinde und die Winterstürme, bringen die hohen Niederschlagsmengen.
Folgende Stationen führen derzeit die Rekordliste für Hawaii an (alle befinden sich an Steilhängen an der jeweiligen Ostküste):
Big Bog/Maui
Der Big Bog Zu Deutsch „Hohes Moor“ befindet sich auf der Maui in der Nähe des Vulkans Haleakalā, es ist die nasseste Wetterstation Hawaiis. Von 1992 bis 2019 wurden 10199 Liter pro Quadratmeter gemessen. An der Station regnet es das ganze Jahr über.
Mt. Waialeale/Kaua’i
Der Schildvulkan ist mit 1.569 Metern der zweithöchste Berg auf der Insel Kaua’i und versteckt sich ganzjährig in Wolken. An 335 Tagen im Jahr regnet es. Von 1950 bis 2019 kamen durchschnittlich 10004 Liter pro Quadratmeter zusammen. Im Jahre 1982 waren es sogar 16916 Liter pro Quadratmeter.
Kukui/ West Maui
Der Puʻu Kukui ist der höchste Peak des Mauna Kahalawai (Deutsch in etwa “Haus voller Wasser”). Die Wetterstation ist mit einem durchschnittlichen jährlichen Niederschlag von 9293 Liter pro Quadratmeter (1928-2019) der drittnasseste Ort Hawaiis.
9 Quibdo/Kolumbien
Die Stadt Quibdo in Kolumbien liegt nur rund 10 Kilometer Luftlinie von Tutunendo, dem drittnassesten Ort der Erde, entfernt. Die Region wird immer wieder von kräftigen Regenfällen heimgesucht, die massive Überschwemmungen mit Erdrutschen zur Folge haben.
10 Bellenden Ker/Australien
An der Spitze des Mount Bellenden Ker in Queensland in Australien befindet sich die regenreichste Wetterstation Australiens. Auf knapp 1600 Meter Höhe wurde im Jahr 2000 der höchste Niederschlag mit 12.461 Liter pro Quadratmeter registriert.
Zum Schluss: Wir haben für diesen Artikel ausführlich recherchiert. Falls ihr Ergänzungen habt, dann gerne als Kommentar oder per Email an info@traveltheweather.com Wir freuen uns sehr darüber!