In Indien weiß jeder sofort Bescheid: Mawsynram. Der kleine Ort im Nordosten Indiens ist der nasseste Ort der Erde. Genauer gesagt hält er den Rekord für den höchsten durchschnittlichen Jahresniederschlag. Diesen Ort können wir uns auf der Wetterweltreise natürlich nicht entgehen lassen.
Ein Konzert aus gackernden Hühnern und unzähligen krähenden Hähnen weckt mich. Autos samt Gehupe sind noch nicht zu hören. Der Morgen in Mawsynram gehört eindeutig den Hähnen. Davon scheint es hunderte zu geben. Die Luft draußen ist klar und kalt. In der Wohnung haben wir abends 14 Grad gemessen, Heizungen gibt es hier (leider) nicht.
Der Ort Mawsynram
Etwa 1000 Menschen, vorwiegend Christen, leben hier. Es gibt zwei Kirchen. Jeder kennt scheinbar jeden bzw. es sind alle miteinander verwandt. Die Nachbarin von unserer Gastmutter ist angeblich 98 Jahre alt, hat 14 Kinder und über 100 Enkelkinder. Die meisten davon leben noch im Ort.
Wir sind bei unserem Homestay scheinbar bei der reichsten Familie Mawsynrams abgestiegen. Unser Haus hat zwei Etagen, die Gastmutter hat gleich zwei Bedienstete. Eigentlich haben wir uns Homestays anders vorgestellt. Morgens erfahren wir dann, dass wir aufgrund eines Bandh (ein Generalstreik) schon eher abreisen müssen. Daniel hat dazu berichtet.
Der Weg nach Mawsynram dauert lange und führt über sehr holprige Straßen, kleine und ärmlich aussehende Dörfer. Dementsprechend abgelegen ist der Ort. Beeindruckend ist der weite Blick nach Bangladesch, den man von vielen Stellen im Ort hat. Mawsynram befindet sich an einem Grat. Selbst in der Trockenzeit stauen sich dort die Wolken.
Die Wetterstation in Mawsynram
Die Vermieterin hatte uns grob gesagt, wo die Wetterstation zu finden ist. Dennoch sind wir mehrmals daran vorbeigefahren. Auf Verdacht haben wir einfach mal in einem Regierungsgebäude nachgefragt. Es waren zufällig die beiden Männer, die den Regenmesser einmal täglich auslesen. Ansonsten war in dem großen Gebäudekomplex niemand zu sehen.
Im Vergleich zur Wetterstation in Cherrapunji (die wir ja schon besucht haben) sieht die Wetterstation in Mawsynram recht bescheiden aus. Ein kleines umzäuntes Gelände mit dem Regenmesser ist zu sehen. Betrieben wird die Wetterstation von der Verwaltung des Bundesstaates. Die Meteorologen aus Cherrapunji kontrollieren aber wohl regelmäßig die Messungen.
Die beiden Männer haben von Wetter scheinbar keine Ahnung. Auf Nachfrage zeigen sie uns die Bücher, in die sie die Messungen notieren. Frühere Daten sind woanders gelagert. An die Jahresdaten aus Mawsynram kommen wir auch vor Ort nicht ran. Immerhin haben wir den Mittelwert über 30 Jahre:
Regenrekord Mawsynram | |||
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Höchster durchschnittlicher Jahresniederschlag | 12440 | Mawsynram/Indien | 1971-2000 |
Höchster Niederschlag in 12 Monaten | 26470 | Cherrapunji/Indien | Juli 1860-1861 |
Angabe jweils in Liter pro Quadratmeter. Quelle: https://wmo.asu.edu
Darum ist es so nass
Ursache ist der Monsun. Den haben wir recht ausführlich im Beitrag „Das Klima in Indien“ erklärt. Auch bei WetterOnline gibt es ein ausführliches Erklärvideo dazu:
Im Nordosten Indiens regnet es besonders viel, da es hier von der Tiefebene Bangladeschs sozusagen von fast Null auf über 1000 Meter hinauf geht.
Südwestwinde treiben die feuchte Luft vom Golf von Bengalen während der Monsunzeit gegen die Hänge. Der Luft bleibt nichts anderes übrig als aufzusteigen, dabei kühlt sie ab und es regnet.
Video: Der nasseste Ort der Erde
Unsere ganzen Erlebnisse in den zwei Wochen rund um Cherrapunji und Mawsynram haben wir in ein Video zusammengefasst. Abonniert uns gerne bei youtube 😊