Nach gut drei Wochen im Camper wollen wir mal eine Woche am gleichen Ort bleiben. Dafür haben wir ein schönes Ferienhaus in Kinloch am Lake Taupo gemietet. Die ganze Region um den Lake Taupo ist vom Vulkanismus geprägt. Der See selbst ist ja eine mit Wasser gefüllte Caldera, die nach einer gigantischen Eruption vor 22000 Jahren entstand.
Mit der Fähre nach Wellington
Wir fahren mit der Fähre Aratere von Interislander. Es ist für uns alle die erste Fahrt mit einem Schiff über das Meer, auch wenn es nur über die 35 km breite Cook-Straße geht. Wir sind beeindruckt von der Größe des Schiffs. Auf dem untersten Deck finden zwei komplette Güterzüge Platz. Im Deck darüber stehen die Autos. Auf den obersten Decks befinden sich die Aufenthaltsbereiche.
Die gesamte Überfahrt dauert knapp vier Stunden. Zu Beginn muss sich die Fähre noch durch die Milford Sounds schlängeln, wodurch sich die Fahrtstrecke auf 75 km verlängert. Durch die großen Fenster hat man einen guten Blick auf die Buchten und Berge. Auf dem obersten Deck und vorne am Bug kann man auch ins Freie gehen. Allerdings ist es dort sehr windig, auf der Cook-Straße geradezu stürmisch, so dass man es nicht lange dort aushält. In Wellington verbringen wir eine Nacht im „Dwellington“, einem sehr schönen Hostel. Am nächsten Tag holen wir unseren Mietwagen ab und machen uns auf die knapp sechsstündige Fahrt zum Lake Taupo.
Auf den Mount Tauhara
Direkt neben der Stadt Taupo liegt der Mount Tauhara. Er ist etwas über 1000 Meter hoch und der knapp zweistündige Aufstieg ist mit den Kindern gut machbar. Am Gipfel hat man einen tollen Rundumblick. Wir haben einen Tag mit toller Fernsicht erwischt. Den etwa 70 km entfernten Mount Ngauruhoe können wir deutlich erkennen. Das ist ein Vulkan mit perfekter Kegelform, der vor gut 40 Jahren noch aktiv war. Außerdem war er als Schicksalsberg in „Herr der Ringe“ zu sehen.
Tongariro Alpine Crossing
Am nächsten Tag brechen wir in den Tongariro Nationalpark auf, um ein Stück des Tongariro Alpine Crossings zu laufen. Das ist einer der berühmtesten Wanderwege in Neuseeland und er führt unmittelbar am Mount Ngauruhoe vorbei. Am liebsten wollen wir es bis zum „Red Crater“ schaffen. Bis dahin sind es allerdings über 600 Höhenmeter und etwa 8 Kilometer Strecke, mit dem Rückweg wären es also 16 Kilometer.
Der Weg ist am Anfang nur leicht ansteigend und einfach zu gehen. Nach zwei Kilometern kommt ein etwas steileres Stück, das aber nur kurz ist. Der große Anstieg beginnt nach etwa vier Kilometern. Nun geht es für fast drei Kilometer ziemlich steil, meist über Treppenstufen, nach oben. Dabei durchqueren wir einen erstarrten Lavastrom. Man merkt, dass der Vulkan noch vor wenigen Jahrzehnten aktiv war, hier gibt es kaum noch Pflanzen.
Nach diesem steilen Stück haben die Kinder eigentlich keine Lust mehr, weiterzugehen. Bis zum Red Crater sind es jetzt aber eigentlich nur noch 1,2 Kilometer und der Weg geht erstmal ohne Anstieg weiter, über eine Ebene. Die letzten 400 Meter sind aber noch einmal sehr steil. Wir denken, dass es für die Kinder zu viel ist. Ich lasse also Verena mit den Kindern zurück und gehe das letzte Stück alleine. Die letzten 200 Meter sind wirklich sehr beschwerlich. Es geht über ein Gemisch aus Geröll und Vulkanasche. Für den Ausblick vom höchsten Punkt des Alpine Crossings lohnen sich aber die Strapazen. Der Red Crater zeigt interessante Farben von Rot über Braun bis Schwarz. Nun muss ich allerdings das Asche-Geröll-Gemisch wieder herunterklettern. Das ist teilweise eine böse Rutschpartie, bei der ich mir eine Schürfwunde an der Hand zuziehe. Immerhin passiert meinem angeschlagenem Knie nichts.
Die Hitze der Erde in Rotorua
Nach den Strapazen im Tongariro Nationalpark ruhen wir uns erstmal wieder einen Tag aus. Danach fahren wir nach Rotorua. Dort gibt es sehr viele heiße Quellen, Schlammvulkane und auch einige Geysire.
Wir besuchen das Maoridorf Whakarewarewa. Dieser Name ist schon die Abkürzung des eigentlich noch viel längeren, unaussprechlichen Namens. Mitten im Dorf befindet sich ein Teich der durch eine heiße Quelle gespeist wird. Die Temperatur an der Oberfläche beträgt zwischen 90 und 110 °C, in 16 Metern Tiefe werden sogar 280 °C erreicht. Hier kann man spüren, dass das Erdinnere heiß ist. Man bekommt richtig warme Füße. Überall blubbert, sprudelt und dampft es. Dazu kommt ein schwefliger Geruch. Für uns ein Platz, an dem wir uns nicht vorstellen können, zu leben.
Damit endet unser Monat in Neuseeland, der uns tolle Eindrücke beschert hat. Wir müssen auf jeden Fall nochmal wieder kommen. Jetzt geht es aber erstmal weiter. Während ich diese Zeilen schreiben, sitzen wir gerade im Flugzeug nach Chile. Dort wartet Patagonien und natürlich der trockenste Ort der Erde auf uns.