Zweimal sind wir mit der indischen Bahn gefahren. Einmal davon eine sehr lange Strecke über Nacht von Kannur in Kerala nach Chennai an der Ostküste. Im Artikel Bahntickets für Indien online buchen haben wir bereits beschrieben, wie wir die Bahntickets gebucht haben. Nun berichten wir, wie die Bahnfahrten geklappt haben.
Die verschiedenen Klassen der indischen Schlafwagen
In den Nachtzügen der indischen Bahn gibt es vier Klassen. Die niedrigste Klasse ist die Sleeper-Klasse. Dort gibt es Abteilbereiche mit sechs Betten, jeweils drei Übereinander. Zusätzliche Betten gibt es noch an der den Abteilen gegenüber liegenden Wand. Die Betten lassen sich durch Vorhänge abtrennen. In der Sleeper-Klasse gibt es keine Klimaanlage. Dafür kann man für wenige Euro weite Strecken fahren.
Die Klassen der indischen Nachtzüge | |
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Sleeper-Klasse | Niedrigste Klasse, 6 Betten, ohne Bettwäsche und AC |
AC 3 Tier | Wie Sleeper Klasse, mit Bettwäsche und AC |
AC 2 Tier | 4 Betten pro Abteil, mit Vorhang abgetrennt, mit Bettwäsche und AC |
AC 1 Tier | 4 Betten pro Abteil, mit Vorhang abgetrennt, mit Bettwäsche und AC |
Darüber folgt die dritte Klasse „AC 3 Tier“, die grundsätzliche wie die Sleeper-Klasse aufgebaut ist. Allerdings gibt es hier Bettwäsche und eine Klimaanlage. In der zweiten Klasse „AC 2 Tier“ gibt es mehr Platz. Hier befinden sich nur zwei Betten übereinander.
In der ersten Klasse „AC 1 Tier“ hat man schließlich den meisten Platz. Da es hier keine Betten auf der anderen Seite des Ganges gibt, sind die Abteile größer. Außerdem lassen sie sich durch eine Tür verschließen.
Die verschiedenen Klassen der indischen Tageszüge
Bei Zügen, die nur am Tag fahren, gibt es keine Schlafwagen. Dort gibt es die Klasse „AC Chair Car“ mit klimatisierten Großraumwagen ähnlich den Großraumwagen in alten deutschen Intercitys. Allerdings befinden sich hier fünf Plätze in einer Reihe. Darunter gibt es noch die Klasse „Second Sitting“ oder auch “Second Class”, in der man einfache Sitze vorfindet. Hier gibt es keine Klimaanlage.
Die Klassen der indischen Züge | |
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AC Chair Car | 5 Plätze in einer Reihe, mit AC |
Second Sitting oder Second Class | Einfache Sitze oder Bänke, ohne AC |
Vor der Fahrt – Finde Wagennummer und Haltepunkt
Indische Bahnen sind sehr lang. Am Bahnhof muss man erstmal herausfinden, wo der Wagen hält, in dem man Plätze reserviert hat. Die Züge in Indien bestehen normalerweise aus 20 Wagen und an den Bahnsteigen ist für jeden eine Position markiert.
Am Bahnsteig von kleineren Bahnhöfen befinden sich Zettel nach Zugnummern sortiert. Auf diesen kann man sehen kann, in welchem Wagen man sitzt. Auf größeren Bahnhöfen gibt es elektronische Anzeigetafeln.
Dann gibt es eine Tafel, auf der die Positionen der Wagen geschrieben werden. Varkala hieß der Bahnhof, von dem wir starteten. Er war klein und die Information war schnell gefunden. Der Zug kam fast pünktlich an und wir fanden unsere Plätze im „AC-Chair Car“ ohne Probleme.
Die Bahnfahrt tagsüber – Von Varkala nach Kozhikode
Unsere erste Fahrt ging von Varkala im Süden Keralas nach Kozhikode im Norden. Die Fahrt verlief ruhig und in gemütlichem Tempo. Alle paar Minuten kam ein Verkäufer vorbei, um Tee, Kaffee, Samosa oder Biryani zu verkaufen. Der Kaffee kommt allerdings schon mit Milch und extrem viel Zucker, nahezu ungenießbar.
Das Essen im Zug haben wir nicht probiert, es genießt einen zweifelhaften Ruf. Die Toiletten im Zug sind zum Hinhocken und wie auch in Deutschland nicht besonders sauber. Nach knapp sieben Stunden für etwa 360 Kilometer kamen wir mit nur leichter Verspätung in Kozhikode an.
Nachtzug von Kannur nach Chennai
Unsere zweite Fahrt ging von Kannur im Norden Keralas nach Chennai an die Ostküste, von wo wir weiter nach Singapur fliegen wollten. Da wir ursprünglich gar nicht in Kannur Weihnachten verbringen wollten, hatten wir zunächst nur eine Fahrt von Kozhikode nach Chennai gebucht. Da unsere Unterkunft in Wayanad uns aber absagte und wir dann in Kannur landeten, mussten wir noch eine Fahrt von Kannur nach Kozhikode dazu buchen. Der Mangalore-Chennai-Express, den wir ab Kozhikode gebucht hatten, fuhr zwar auch über Kannur, hatte aber keine freien Plätze mehr. Wir starteten daher im Mangalore-Trivandrum-Express zwei Stunden früher.
In Kannur am Bahnhof gab es eine elektronische Anzeigetafel mit der Wagenreihenfolge, so konnten wir unsere Position leicht finden. Allerdings mussten wir auf den Nachbarbahnsteig. Da wir den Aufzug nicht fanden, mühten wir uns erstmal mit unserem ganzen Gepäck die Treppe hoch. Für den Weg nach unten entdeckten wir dann zum Glück doch den Aufzug. Von Kannur bis Kozhikode fuhren wir AC3 Tier. Wir hatten Glück, dass wir ein 6er Abteil alleine hatten, denn sonst wäre es mit unserem Gepäck eng geworden.
In Khozikode konnten wir witzigerweise genau an der Bahnsteigposition bleiben, an der wir ausgestiegen waren. Unser nächster Wagen würde wieder hier halten. Hier hatten wir jetzt ein AC2 Tier Abteil, ein Viererabteil für uns, das wir mit einem Vorhang abtrennen konnten. Das Gepäck konnten wir gut unter den untersten Liegen verstauen.
Steckdose versagt
Zu Beginn der Fahrt sorgten wir allerdings erstmal für ein Durcheinander. Wir versuchten an den Steckdosen mit unserem Wasserkocher Wasser zu erwärmen. Offensichtlich waren die Steckdosen dafür nicht ausgelegt. Das Wasser wurde zunächst zwar etwas erwärmt, doch dann ging der Kocher aus und die Steckdose war tot. Der Zugbegleiter der indischen Bahn reagierte allerdings sofort und schickte jemanden zum Reparieren. Die Steckdose wurde ausgebaut und die Sicherung ausgetauscht. Es handelte sich um eine Sicherung, bei der bei zu großem Stromfluss ein Draht durchbrennt. Wir erhielten dann die Info, dass die Steckdosen nur zum Laden von Handy verwendet werden darf. Ein Hinweisschild gab es allerdings nicht.
Nachdem die Steckdose repariert war, konnten wir endlich schlafen. Das klappte auch ziemlich gut. Naira meinte am Morgen, dass sie noch nie so gut geschlafen hätte. Auf jeden Fall ist so eine Fahrt im Nachtzug der indischen Bahn wesentlich angenehmer als ein Nachtflug.